„Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen.“ Dieser ursprünglich lateinische Vers (Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.) hat kaum etwas an seiner Aktualität eingebüßt. Leben ist Wandel, heute mehr denn je. Die Entwicklung in den letzten 20 Jahren ist mit der Entwicklung in den vorigen Jahrzehnten nicht vergleichbar. Das Internet, die Kommunikationsmöglichkeiten und die Neuen Medien haben das Kommunikationsverhalten der Menschen und die Unternehmensabläufe revolutioniert. Durch die stetige Erreichbarkeit und den Austausch von Neuigkeiten via SMS oder Mail im Minutentakt hat man das Gefühl, dass das Leben immer schneller abläuft. Diese Veränderungen haben große Auswirkungen auf die Zukunft der Arbeit. Neben einigen Herausforderungen beinhaltet der Wandel gleichzeitig auch viele Chancen. Eine der größten physischen und psychischen Herausforderungen ist sicher, dass die Grenzen zwischen der Arbeitswelt und dem privaten Leben immer mehr verschwimmen.
Flexible Arbeitszeitmodelle und „Life-Balance“ in der Zukunft der Arbeit
Wann und wie viele Stunden möchte ich arbeiten? Lieber im Büro oder von daheim aus? Solche Fragen waren vor 20 Jahren noch unvorstellbar, heute sind sie ein entscheidender Faktor für Arbeitsqualität und Arbeitgeberattraktivität (Employer Branding) und beeinflussen die Zukunft der Arbeit mehr denn je. Der Arbeitnehmer möchte mehr Lebensqualität, eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Freizeit. Dafür sind Teilzeitstellen, flexible Arbeitszeiten und ein Home Office wichtige Voraussetzungen.
Nachfolgende Grafik entnommen aus www.akademie.de veranschaulicht die Faktoren dieser Lebensqualität sehr gut:
Die „Work-Life-Balance“, welche gedanklich das Arbeits- und das private Leben stark trennte, wird durch die „Life-Balance“ ersetzt, da heute die Arbeit als integrativer Bestandteil des Lebens gesehen wird. Es impliziert auch, dass wir auch in der Arbeitswelt leben dürfen! Durch die stete Erreichbarkeit via Smartphone, Tablet-PCs und Notebooks verschwinden die klaren Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Arbeitnehmer sind nicht nur in ihrer Freizeit für den Chef erreichbar, sie sind auch während ihrer Arbeitszeit mit ihren Freunden online verbunden.
Lebenslanges Lernen und „Employability“ in der Zukunft der Arbeit
Das Einstellen auf neue Situationen sind beinahe alltägliche Herausforderungen. Die hohe Prozessorientierung, die bedingungslose Kunden- und Serviceorientierung, die immer stärker geforderte Teamarbeit sowie das Lernen neuer Programme und Anwendungen erfordern neue Skills. Lebenslanges Lernen ist kein Schlagwort mehr, sondern eine wichtige Voraussetzung, um am Arbeitsmarkt bestehen zu können.
Durch die Anhebung des Pensionsalters und die demographische Entwicklung müssen die Arbeitnehmer zwangsläufig länger interessant für Unternehmen bleiben. Es gibt 60jährige Kandidaten, die neben den Stärken eines älteren Menschen, wie Reife, Gelassenheit und Erfahrung geistig frisch und jung sind und eine neue berufliche Herausforderung suchen, die man ihnen auch zutraut. Andererseits gibt es geistig alt wirkende 20jährige ohne Visionen und Orientierung, was ihre berufliche Zukunft angeht.
Laufend entstehen neue Geschäftsbereiche, die man vor wenigen Jahren noch nicht kannte, wie z.B. Online-Marketing, Supply Chain Manager und Mechatroniker. Diese Geschäftsfelder stehen allen offen, die die Trends rechtzeitig erkennen und sich auf unbekanntes Terrain wagen.
Die Vorstellung, dass man einen gelernten Beruf sein Leben lang ausübt, verblasst immer mehr. 50jährige, die eine neue Ausbildung anfangen oder beruflich umsatteln, gibt es in allen Branchen.
Das Zauberwort, um lebenslang am Ball zu bleiben heißt „Employability“ und bedeutet das Erhalten der Beschäftigungs- und Arbeitsmarktfähigkeit. Studien belegen, dass die Innovationskraft bei solchen Menschen, die sich keine Jobsorgen machen müssen, am Höchsten ist, da sie autonom und selbstbewusst agieren.
Jobhopping und Neuorientierung
Heutzutage sind die Arbeitnehmer, die ihr Leben lang im selben Betrieb arbeiten, eher die Ausnahme, nicht mehr die Regel. Durch die zunehmenden Stellenwechsel sind immer wieder attraktive Arbeitskräfte auf dem Markt.
Früher suchte ein Arbeitnehmer nach einer guten Stelle, heute sucht ein Unternehmer nach einem guten Mitarbeiter. Gut qualifizierte Fachkräfte sind teilweise Mangelware. Auf Grund der Verknappung der Ressource „engagierte Mitarbeitende“ hat sich der Arbeitsmarkt aus Unternehmenssicht von einem Einkäufer- zu einem Verkäufer-Markt, in dem das Unternehmen sich als attraktiver Arbeitgeber (Verkäufer von Stellen) präsentiert (= Employer Branding), gewandelt. Das Unternehmen muss attraktiv sein und sich anstrengen, um engagierte Mitarbeiter zu halten. Das Zauberwort lautet hier „Wertschätzung“. Wird ein Mitarbeiter in seinem Unternehmen anerkannt und respektiert, entsteht Mitarbeiterbindung und Loyalität, was Fluktuationskosten von mehr als € 100.000,- senkt.
Die Frage nach dem Sinn und Selbstverwirklichung
Ein Jahr Sabbatical, eine Weltreise oder einfach einmal eine Auszeit machen? Das gönnen sich immer mehr Arbeitnehmer. Genauso wie Papa-Monat, Elternteilzeit, Karenz und Bildungsurlaub. Das starre Rollenbild, dass ein Arbeitnehmer sein Leben lang durchgehend im Arbeitsprozess steht, hat sich schon lange aufgelöst.
Für den Arbeitnehmer spielt es eine immer größere Rolle, welche Werte sein Arbeitgeber verkörpert und welchen Sinn seine Arbeit stiftet. Er möchte etwas dazu beitragen, dass die Welt besser wird oder dass er anderen Menschen helfen kann. Ein besserer Verdienst ist nur noch bei einem geringen Teil der Arbeitnehmer der wichtigste Antrieb für einen Stellenwechsel.
Eigenmarketing über die Neuen Medien
Über die neuen Medien werden viele private Informationen öffentlich. Fotos vom Wochenendtrip nach Rom, der aktuelle Beziehungsstatus, Mitgliedschaft in welchen Netzwerken – mit wenigen Mausklicks kann ich all das über meinen (potentiellen) Mitarbeiter, meinen Chef oder meinen Mitbewerber erfahren.
Mitarbeitende betreiben über die neuen Medien aktiv Eigenmarketing. Eine eigene Homepage mit privaten Statements? Ein Blog über meinen Beruf oder mein Hobby? Austausch im Forum? Das alles ist mit wenig Aufwand zu realisieren und zeigt Engagement.
Veränderung ist das einzig Beständige in der Zukunft der Arbeit
Auf dem Arbeitsmarkt gibt es die gleiche Entwicklung wie im täglichen Leben: Veränderung ist das einzig Beständige. Keine Veränderung bedeutet daher nicht nur Stillstand, sondern Rückschritt. Nicht die großen Unternehmen fressen die kleinen, sondern die schnellen und flexiblen, die langsamen und trägen.
In diesem Sinn hat der Arbeitsmarkt die Türen weit offen für alle, die bereit sind, sich auf den Weg zu machen und mit der Zeit zu gehen.
Mag. (FH) Michael Walser, Geschäftsführer von Walser Personal Management, hat diesen Artikel als Co-Autor im Buch „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit!“ von Reinhard Zehetner veröffentlicht